Es war im Mai 2013, als Susanne Zander, Geschäftsführerin der Diakonie-Sozialstationen Peene gGmbH, das verfallene Demminer Dienstleistungskombinat (DLK) in der Baustraße 39 – 41 mal von innen und außen genau betrachten durfte. Ob die Diakonie hier barrierefreie Wohnungen und eine Wohngemeinschaft schaffen könnte, wollte sie ausloten.

„Der Anblick war abenteuerlich“, erinnert sich Susanne Zander. „Es wuchsen bereits Birken auf dem Dach, innen war das Gebäude total verwahrlost.“ Und dahinter habe sich eine urwaldähnliche Anlage mit Bäumen, Sträuchern und viel Müll erstreckt. „Aber wunderschön war der Ausblick aus der oberen Etage auf die Stadt!“ Und auf die Frage abreißen und neu bauen oder  sanieren habe der Bauch geantwortet: sanieren!
Inzwischen, gut zwei Jahre später, ist das geschafft: Am 17. Juni feierte die Diakonie-Sozialstationen Peene gGmbH ihre lang ersehnte Eröffnungsfeier. In der unteren Etage liegt nun die Sozialstation, die vorher in der Baustr. 21 eingemietet war; als Ausgangspunkt für ambulante Pflege. 18 Wohnungen für Betreutes Wohnen gehören außerdem zum Haus, ganz oben in der vierten Etage befindet sich eine ambulant betreute Wohngemeinschaft mit zehn Zimmern und Wohnküche. Direkt neben dem Haus, in dem 18 Mitarbeitende beschäftigt sind, liegen die Demminer Propstei und ein Haus des Kreisdiakonischen Werks Greifswald-Ostvorpommern.

Das alte DLK zu sanieren, „war eine sehr gute Entscheidung“, findet Susanne Zander bis heute. Denn für viele Demminer sei das in den 70er Jahren gebaute Haus mal ein Arbeits-  oder Ausbildungsort gewesen. „Man gab dort seinen Fön, seine Feinstrumpfhosen und ganz viele andere Dinge in die Reparatur.“  Erst seit Anfang der 90er Jahre habe es leer gestanden und sich zu einem Schandfleck in der Stadt entwickelt.

Für die Diakonie -Sozialstationen Peene gGmbH  ist die neue Einrichtung eine Erweiterung auf gewohntem Gebiet: Vier Sozialstationen betreibt diese gemeinnützige GmbH in Gützkow, Jarmen, Loitz und Demmin. Ambulante Pflege, aber auch betreutes Wohnen und ambulant geführte Wohngemeinschaften gehörten dort schon zum Angebot. Sie nun auch in Demmin zu schaffen, habe auf der Hand gelegen, sagt Susanne Zander.

Der Aufwand war enorm: Etwas über zwei Jahre hat es gedauert, die baufälligen Nebengebäude des DLK abzureißen und das Hauptgebäude zu sanieren. „Wir wurden aber großartig vom Bauamt der Stadt unterstützt“, sagt Susanne Zander. Die Stadt habe einen großen Teil der Abrisskosten in Höhe von 136 000 Euro übernommen und die Sanierung mit 50 000 Euro unterstützt. Insgesamt hat die Sanierung rund zwei Millionen Euro gekostet.
Noch während die Maler ein paar Nachbesserungen erledigten, zogen Mitte Mai die ersten fünf Bewohner in die Wohngemeinschaft ein. „Sie wollten nicht länger warten“, erzählt Susanne Zander. „Eine der ersten Bewohnerinnen hat früher im DLK gearbeitet und freut sich darüber, dass sie jetzt hier wohnen kann.“ Drei weitere Mieter erzählten das gleiche. „So war das Bauchgefühl mit der Sanierung wohl das Richtige!“ Besonders stolz ist Susanne Zander auch auf den neu entstandenen, parkähnlichen Garten. „Bevorzugt angepflanzt wurden Pflanzen in den Diakoniefarben blau, weiß und lila“, erzählt sie. Genug Platz für Bänke, Sonnenschirme, ein Hochbeet, einen großen Rundgang gebe es auch, und die Bewohner könnten die Anlage weiter mitgestalten.

In eben diesem Garten sollte eigentlich auch die Eröffnung gefeiert werden – und zugleich das 20-jährige Bestehen der Diakonie-Sozialstationen Peene gGmbH. „Am Tag zuvor war noch herrliches Sommerwetter, daher wollten wir uns von den dramatisch klingenden Wettervorhersagen nicht beeinflussen lassen“, erinnert sich Susanne Zander.  Zelte, Tische und Bänken wurden im Garten aufgestellt. Landesdiakonie-Pastor Martin Scriba sagte als Gast zu, ebenso der Demminer Bürgermeister Dr. Michael Koch und Propst Gerd Panknin.

Dann kam der 17. Juni. „Kurz vor Veranstaltungsbeginn ergossen sich sintflutartige Niederschläge über Demmin“, erzählt Susanne Zander. „Spontan, wie wir in der Pflege nun einmal sind, wurden alle Bänke und Stühle ins Haus getragen.“ Einen großen Veranstaltungssaal, der alle Gäste hätte fassen können, gab es aber nicht. „So drängten sich die geschätzt 80, aber gefühlt 120  Gäste und die zehn-köpfige Schülerband des evangelischen Schulzentrums Demmin mitsamt ihrer Technik auf engstem Raum.“ Die Schüler mussten draußen im überdachten Eingangsbereich stehen. „Das tat uns so leid. Sie haben aber trotzdem toll gespielt“, sagt Susanne Zander.

Und kaum waren alle Reden beendet, tat sich in Demmin der Himmel auf,  die Sonne kam zum Vorschein! Alle Gäste konnten die neuen Wohnungen und den Garten besichtigen. „Und immer wieder war zu hören, dass der Schandfleck endlich Geschichte ist und hier etwas Schönes entstanden ist“, sagt Susanne Zander. Auch jetzt stünden noch täglich Interessenten im Büro der Pflegedienstleiterin, um zu fragen, ob sie „mal luschern“ dürften. Sie dürfen.

Zander
Geschäftsführerin

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